• Reisebericht Normandie mit dem Wohnmobil Etappe 6
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6. Etappe

Der „heilige Berg“ und die „etwas andere Besichtigung“

Der Mont-Saint-Michel stellt seit jeher die Grenze zwischen der Normandie und der Bretagne dar und unzählige Generationen haben sich bereits darüber gestritten, zu welcher Region er denn nun gehört. Von seiner touristischen Bedeutung ist er für Beide gut und wir fahren durchaus beeindruckt davon, dass sich dieser Ort seine Schönheit trotz der Millionen von Touristen bewahren konnte, weiter Richtung Westen, nach Saint Malo. Hier sind wir nun endgültig mit dem Wohnmobil in der Bretagne angekommen und das hört und liest man allerorts. 

Die Bretagne ist ein Teil Frankreichs, bei dem man unweigerlich an seine beiden berühmtesten Vertreter denken muss: Asterix und Obelix. Aremorica, so hieß ein Teil der Bretagne zu Römerzeiten, bestach, wie wir ja wissen, durch die Unbeugsamkeit seiner Bewohner und das ist bis heute so geblieben. 

Der bretonischer Volkstolz begegnet dem Besucher an jeder Ecke, die gälische Sprache hat es bis auf Verkehrs- und Ortsschilder geschafft und die Küche ist mit ihrer wunderbaren Mischung aus süß und salzig allein schon eine Reise wert. Saint Malo besteht aus einer von einer Stadtmauer umgebenen Altstadt und einem nicht besonders sehenswerten Umland.

Die Lage Saint Malos hat sie schon früh zu einer bedeutenden Hafenstadt gemacht und noch heute legen hier nicht nur die Autofähren zu den Kanalinseln ab, im Hafengelände stapeln sich Waren aus aller Herren Länder. Ganz in der Nähe der ummauerten Altstadt finden wir einen Wohnmobilstellplatz, der nicht gerade zu einer Übernachtung einlädt (obwohl hier einige Mobile auch über Nacht stehen bleiben), der aber als Ausgangspunkt für eine Stadtbesichtigung optimal gelegen ist.

Wenn man durch die großen Tore in die Altstadt gelangt ist merkt man sofort, dass die Zeit der Corsaren in Saint Malo bis heute anhält. Heutzutage werden die Reisenden freilich nicht mehr so offenkundig ausgeraubt und ihr Leben dürfen sie auch behalten, wer sich allerdings die Preise in den unzähligen Restaurants und Souvenirläden anschaut erkennt, dass sich seither nicht allzu viel geändert hat.

Das malerische Städtchen ist dennoch einen Besuch wert. Natürlich macht ein solcher Besuch hungrig und dann kehren wir doch in ein Restaurant ein – womit wir einen Glücksgriff tun. Das „Gallo“ ist eine Crêperie und wird scheinbar von einer Familie betrieben. Das winzige Lokal wird ausschließlich von der Hausherrin bedient, während sich die Männer mit der Zubereitung von Crêpes und Galettes befassen. „Galettes“ sind die salzigen Verwandten der süßen Eierspeise, sie werden mit Buchweizenmehl zubereitet und mit allerlei Leckereien gefüllt.

An unseren Tisch bringt die Chefin einen Galette mit Schinken und bretonischem Camembert und einen mit Jakobsmuscheln in Petersilienbutter. Ein Gedicht! Die „süße“ Fraktion ergötzt sich an Crêpes mit Maronencreme oder der typisch bretonischen Variante mit Salzkaramell. Unser nächster Weg führt uns ans Meer, das hier allgegenwärtig ist. Die Bewohner der Stadt haben einen langgezogenen Sandstrand direkt vor der Haustüre, etwas, worum man sie wirklich beneiden darf. 

Die Nacht wollen wir auf einem Campingplatz in einem Vorort von Saint Malo verbringen, der auf einer kleinen Landzunge liegt. Von ihm aus haben wir einen fantastischen Blick in den Hafen und können die Fähren sehen, die sich in Richtung Kanalinseln aufmachen. Der Platz ist schon fast in der Winterruhe, die sanitären Anlagen sind geschlossen, aber das macht uns nichts aus, denn wir haben ja voll funktionstüchtige Badezimmer an Bord unserer Wohnmobile.

Dankbar nehmen wir den Strom in Anspruch, obwohl wir gut und gerne drei Tage auch mit der Batterieleistung unseres Wohnmobils hätten auskommen können und machen uns nach einer kleinen Rast auf die Suche nach einem Ort, an dem wir zu Abend essen können. 

Auf der Fahrt hierher durch enge Gässchen sind wir unter anderem an einem vielversprechend aussehenden Bistro vorbeigekommen. Bevor wir dorthin zum Abendessen gehen, machen wir uns noch „stadtfein“ und nutzen dazu die geniale Konstruktion im Bad. Hierlässt sich mit wenigen Handgriffen das Bad mit Waschbecken in eine Dusche verwandeln, die dank der Heizung angenehm warmes Wasser zum Duschen vorhält. Nachdem Fahrerin und Navigator den Schmutz des Tages abgewaschen haben, führt uns unser Weg ins Bistro und wir verbringen einen ausgesprochen „leckeren“ Abend bei einem Koch, der offenbar auch schon den Restaurantkritikern von Michelin aufgefallen ist. 

Nachdem wir so ausgiebig geduscht haben, ist es Zeit für einen „Wasserwechsel“. Die Tanks des Wohnmobils für Wasser und Abwasser fassen zwar mehr als 100 Liter, irgendwann sind die aber auch erschöpft. Bei der Gelegenheit wollen wir gleich die Toilette mit reinigen. Auf nahezu jedem Campingplatz, aber auch in vielen Städten gibt es Entsorgungsstellen für das sogenannte „Grauwasser“. Damit ist Spül- und Waschwasser gemeint. Die Ent- und Versorgung ist denkbar einfach. Das Wohnmobil wird über den Ablauf navigiert und der Abfluss entsperrt. Dann fließt das Wasser ungehindert und schnell ab. Nachdem der Abwassertank leer ist, lässt sich der Frischwassertank unkompliziert wieder auffüllen. Für besonders schwierige Situationen gibt es sogar eine Gießkanne, die wir aber nie gebraucht haben.

Die Toilettenreinigung ist dank moderner Technik wirklich kein Problem mehr. Die Kassette mit den Abwässern lässt sich seitlich aus dem WoMo ziehen und ist fest verschlossen wie ein Trolley ziehbar. An den dafür vorgesehenen Stellen kann man ganz einfach den Abflussrohrdeckel lösen und den Inhalt der Kassette entsorgen. Anschließend gründlich durchspülen mit dem vor Ort vorhandenen Wasserschlauch und wieder verschließen. Damit sich der Inhalt der Kassette im Lauf der Zeit nicht geruchlich bemerkbar macht, sorgen Sanitär-Tabs für die Zersetzung. Sie kommen nach dem Leeren in die Toilette und werden mit etwas Wasser in den Behälter gespült. So vorbereitet ist Entsorgung wirklich ein Kinderspiel!