• Reisebericht Normandie mit dem Wohnmobil Etappe 9
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9. Etappe

Von der Renaissance zum Mittelalter

Wie wendig unser Mobil ist, merken wir auch in Amboise am nächsten Morgen, wo wir versuchen, den Parkplatz des gleichnamigen Schlosses zu erreichen. In Amboise liegt Leonardo da Vinci begraben, der hier seine letzten Lebensjahre verbracht hat und die Stadt widmet dem Ausnahmegenie zum 500. Jahrestag Ausstellungen und Feste. Wir besuchen das Schloss Clos Lucé, wo Leonardo lebte und wo heute seinen Werken mit einer sehenswerten Ausstellung gedacht wird. 

Unseren Besuch bei Leonardo haben wir vor dem Frühstück absolviert, jetzt haben wir Hunger und möchten frische Baquette. Wer sagt, dass man mit dem Wohnmobil keine Abenteuer erleben kann? Und wie! Wir fahren einfach drauflos und landen in Chédigny, einem winzigen Ort etwa 20 Kilometer von Amboise entfernt und finden ein Juwel. 

Noch nie haben wir von diesem Ort gehört, geschweige denn gedacht, dass wir hier ein so malerisches, blumenüberladenes, verwunschenes Nest finden, in dem es auch noch eine kleine Bäckerei gibt, die nach alter Tradition ihre Baquettes herstellt. Umgeben von Rosen und üppigen Blumen, frühstücken wir auf dem Rastplatz. Dem Reisemobil sei Dank, mit frischem Tee und leckerem Aufschnitt. 

Als nächstes haben wir uns ein ganz besonderes Ziel ausgesucht. Guedélon liegt im Departement Yonne und wäre sicherlich nicht erwähnenswert, wenn, ja wenn sich nicht vor etwas mehr als 20 Jahren einige Wissenschaftler überlegt hätten, es wäre doch eine tolle Idee, eine mittelalterliche Burg zu bauen, und das auch noch ausschließlich mit den Mitteln, die damals zur Verfügung standen.

Zunächst belacht hat sich die Baustelle in Guedélon zu einer Attraktion für viele Menschen entwickelt. Seit Beginn der Bauarbeiten sammeln sich hier Handwerker aller Art, um gemeinsam an diesem wunderbaren Projekt zu arbeiten. Sie erforschen während der Arbeit die alten Handwerkskenntnisse, die heutzutage schon längst in Vergessenheit geraten sind und lassen sich bei ihrem Tun von interessierten Menschen zuschauen. Mittlerweile ist die Burg schon fast fertig und wer sich anschaut, was Steinmetze, Schreiner, Bildhauer, Maler, Töpfer, Seiler, Zimmerleute und viele, viele andere „alte“ Handwerkeberufe geschaffen haben, der zieht den Hut. 

Der Weg nach Guedélon führt durch das bewaldete Departement Yonne und ist allein schon eine Reise wert. Wir fahren durch ursprüngliche Wälder, die Straße ist gesäumt von Bäumen, die mit ihren Ästen einen Tunnel über der Straße bilden, durch den das Sonnenlicht grüngolden funkelt.

Wir sind begeistert von dieser schönen Strecke, die Dank Reisemobil sozusagen „zum Ziel“ wird und die wieder einmal mehr zeigt, dass reisen mit dem Wohnmobil nicht nur „entschleunigt“, sondern auch Erlebnisse und Eindrücke verschafft, die man sonst beim schnelle vorbeifahren nicht gesehen hätte. 

Nach dem Besuch der mittelalterlichen Baustelle kehren wir am Abend in Toucy auf einen winzigen Campingplatz ein. Hier zahlen wir für die Nacht einen kleinen Obulus und hören dem kleinen Fluss Oanne zu, der munter an unserem Stellplatz vorbeiplätschert. 

Toucy ist ebenfalls einer der kleinen Orte, die mitten in Frankreich gelegen, kaum auffallen. Wie viele andere Städtchen in Frankreich auch nimmt Toucy am Blumenwettbewerb teil und schmückt sich vom Ortsein- bis zum Ortsausgang mit vielen Blumenarrangements und Blumenschmuck in allen Farben und Formen.

Je nach Aufwand werden der Ortschaft ein bis vier Blumensymbole verliehen, die sie in ihrem Eingangsschild aufführen dürfen. Toucy trägt vier Blumen im Ortsschild, ein Hinweis darauf, dass man sich hier viel Arbeit damit macht, den Ort zu verschönern.